Ottilie von Goethe (1796-1872) wurde in den 150 Jahren seit ihrem Tod durch die Bezeichnung »Goethes Schwiegertochter« eher diffamiert, denn gewürdigt. Viel zu sehr fokussierten sich Forschung und Öffentlichkeit auf ihr Leben als Goethes »Vorzimmerdame«, als dass eine auch nur halbwegs angemessene Darstellung dieser unkonventionellen und selbstbewussten Frau möglich gewesen wäre. Darstellungen ihres Lebens brachen mit Goethes Tod mehr oder weniger abrupt ab, als hätten die weiteren 40 Jahre ihres Lebens keinen Belang oder wären sie nur ein Ausklingen der Zeit an der Seite des »Olympiers« gewesen.
Dieses Buch gibt der »ganzen Ottilie« Raum. Hier spricht sie selbst, eingebettet in das Sittengemälde und den illustren – und illustrierten – Chor ihrer Zeit. Zu entdecken ist eine reflektierte, kluge, selbstbestimmte, einfühlsame und spontane Frau, deren Kreativität auch ihren Zeitgenoss:innen Wege zu ungekannter Freiheit eröffnete.
Zu begegnen ist Ottilie von Goethe, der Literaturvermittlerin, der Herausgeberin, der Technik-affinen wie der politischen Gestalt, der Freundin, der Mutter, der Liebenden, der Reisenden, der Dichtenden und auch der an ihrer Zeit Verzweifelnden. Zu erkennen ist eine moderne Frau, deren Schicksal es war, im falschen Jahrhundert zu leben.
Vieles an Ottilie bleibt zu entdecken, fast alles Bekannte ist zu relativieren. Die junge Ottilie, aus altem Adel, wächst in Weimar bei ihrer Mutter und Großmutter auf, beide Hofdamen des Herzoglichen Hofs, und verfällt, wie so viele ihrer Zeit, Goethes übermächtigem Einfluss. Einem Goethe, der Freiheit und Selbstbestimmung praktiziert, diese auch Ottilie zugesteht und die junge Frau ermuntert, im Fall innerer Gewissheit auf die Konventionen zu pfeifen.
In der Ehe mit Goethes viel konventionellerem Sohn August findet Ottilie jedoch nie Erfüllung. Ihr Ringen und ihre Suche nach Liebe bleiben vor den erbarmungslosen gesellschaftlichen Regeln des 19. Jhdt.s, die keine Selbstbestimmung der Frau vorsahen, chancenlos. So sehr der »Vater« (Goethe) sie in ihrem Drang auch unterstützt.
Nach Goethes Tod verlässt die dreifache Mutter das allzu enge Weimar. Teils auf der Flucht, teils selbstgewählt sucht sie in neuen Kreisen nach einem erfüllten Leben. Als Frau bleibt sie jedoch in ihrer Epoche von nahezu jedem gesellschaftlichen Wirken ausgeschlossen.
Ottilie fördert und vermittelt Literatur, wo immer sie ihr begegnet. Nachdem Sie in Weimar eine literarische Schlüsselstellung eingenommen hatte, verkehren in ihrem Wiener Salon die Autoren des »Jungen Deutschland«, die maßgeblich auf die Revolution von 1848 einwirken. Als Goethes 100. Geburtstag jedoch zu einer öffentlichen Ausstellung von dessen – d.h. Ottilies – Familie zu verkommen droht, verweigert sie sich.
Dieses Buch würdigt Ottilie von Goethe vollständig über alle Phasen ihres Lebens. In den Zeugnissen ihrer selbst wie denen ihrer Zeitgenossen zeigt sich dabei, dass die Flamme der Selbstbestimmung, die in Ottilie brannte, auch nach 150 Jahren und in moderneren Zeiten nichts von ihrer Strahlkraft eingebüßt hat.
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Ottilie von Goethe. Zeugnisse eines Lebens.
Geb., 404 S.
ISBN 978-3-949333-15-6
Verlag Sol et Chant
32,00 €
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